Über das „Grinden“

Ein Artikel über das “Grinden”. Aha. Aber, was bedeutet das überhaupt “Grinden”? Was will uns der Autor sagen? So viel sei schon mal vorweg genommen, es geht hier nicht um eine wörtliche Übersetzung. Vielmehr umschreibe ich mit dem Wort “Grinden” eine Einstellung, einen Zustand, vielleicht sogar einen Lebensstil.

Der Ausdruck wird unter anderem in der Skateboard-Sprache verwendet. Wikipedia bietet dazu folgende Definition an: „Beim Skateboarden bezeichnet es das Entlangrutschen mit zwei oder nur einer Achse eines Skateboards an einem Rail (A.d.V.: Geländer) oder Curb (A.d.V.: Bordstein).” (https://de.wikipedia.org/wiki/Grinden) Die Metapher ist gar nicht schlecht. Man “rutscht“ also in einem Balanceakt immer an der “Kante“ entlang. Wir betrachten später genauer, wie diese “Kante” aussieht. Also das Bild, übertragen vom Skateboarden, ist schon mal ganz brauchbar, was dabei aber fehlt ist die zeitliche Komponente.

Denn “Grinden” ist ebenfalls ein Ausdruck in der Szene der Entrepreneure und bedeutet dort sinngemäß, immer in Action zu sein und nur selten in den Ruhemodus abzugleiten. Höchstens dann, wenn die Arbeit getan ist. Aber wann ist das schon der Fall? Ob das gesund ist? Das ist hier wirklich nicht das Thema. Jago.de ist ja kein Gesundheitsmagazin und wie viele andere Dinge bei meinem Lebensstil, und dem gleichgesinnter “Grinder“, gibt es selbstverständlich gesündere Alternativen. In der Theorie. In der Praxis eben nicht, deshalb machen wir es ja so.

Grinden für die Leidenschaft

Es kommt immer zurück auf die Leidenschaft die einen antreibt und das Ziel das man verfolgt. Das was ich zusätzlich zu meinem Tagesjob mache, weil es mich antreibt und mir keine Ruhe lässt. (Wer mehr über die Grundkonstellation erfahren möchte, die auch das “Grinden” nötig macht, klickt bitte hier und liest meinen Post über das führen eines Doppellebens) Wenn ich nur den Tagesjob machen würde, würde ich morgens evtl. auch manchmal etwas später aufstehen, würde am Abend mehr Zeit mit Film- und Seriengucken verbringen. Ja, vielleicht würde ich sogar mehr kulturelle Angebote wahrnehmen (🤔, sagen wir „vielleicht“), anstatt ständig in der Booth zu stehen und Tracks zu recorden, zu texten oder Beats zu bauen. Ist aber nicht der Fall. D.h., aber nicht, dass ich all diese Dinge gar nicht tue. Ich bekomme das meiste davon trotzdem unter und zwar in dem ich durch den Tag und von einer zur anderen Aktivität “grinde”. Ohne Zeit zu vergeuden oder lange zum Stillstand zu kommen.

Deshalb ist ein weiterer Punkt sehr wichtig – die extra Energie die man ständig parat haben muss. Zu spät ins Bett? Selbst Schuld, um 4.30 Uhr klingelt der Wecker! Schlecht geschlafen? Wegen kreisender Gedanken (ich nenne das Gedankenkarussell), unerledigter Dinge die im Kopf umherspuken, schlecht gelegen oder immer wieder wach gewesen, weil die bessere Hälfte sich viel bewegt hat? Tja, Pech. Um 4:30 Uhr klingelt der Wecker! Und natürlich habe ich jeden Morgen die Option zu sagen: “Fuck it, ich bleibe liegen!”, “Heute kann ich echt nicht aufstehen. Bin einfach zu müde.”, “Mir geht es gar nicht gut.”. Könnte ich… ODER, ich reiße mich eben zusammen, erhebe mich, in egal welchem Zustand und gehe motiviert und mit Energie in die für mich wertvollste Stunde am Tag. “Motivation” und “Energie”, das sind hier die beiden Schlüsselwörter. Ohne die beiden, wäre die goldene Stunde von 5-6:00 Uhr sinnlos und warum sollte ich auch so früh aufstehen und dann unmotiviert und energielos sein? Ich habe mich ja dazu entschieden und mache es ganz für mich alleine, für niemanden sonst.

Dabei ist ganz wichtig, dass man es in besonderen Fällen, aber auch einfach mal geschehen lässt, z.B. wenn man verschläft. Macht euch bloß nicht fertig! Es bringt gar nichts, sich noch ewig Vorwürfe zu machen und zu ärgern (es sei denn vielleicht, du hast einen wichtigen Termin verschlafen). Man freut sich einfach über den zusätzlichen Schlaf, den aufgefüllten Energiespeicher und fokussiert sich auf die nächste Gelegenheit seinen Weg weiterzuverfolgen. Und die zusätzlich gewonnene Energie, kann gleich wieder beim Grinden umgesetzt werden.

Die Definition von Grinden

In der Weise wie ich das Wort “Grinden” verwende, ist es also weniger eine Tätigkeit, als ein Zustand. Es ist der andauernde Zustand, bei dem man zusätzliche Anstrengungen freiwillig auf sich nimmt und diese trotz mangelnder Erholungszeit und eingeschränkter Flexibilität, motiviert und voller Energie angeht. UND dabei auch noch Spaß hat! Was für ein Satz! Aber, ziemlich gut getroffen.

“Grinden ist der andauernde Zustand, bei dem man zusätzliche Anstrengungen freiwillig auf sich nimmt und diese trotz mangelnder Erholungszeit und eingeschränkter Flexibilität, motiviert und voller Energie angeht.” (Def.: Grinden, nach Jago 2019)

Na, wie attraktiv klingt das für dich? Nicht so sehr? Macht nichts! Das Gute daran ist, dass du in diese Situation nur kommst, wenn du dich freiwillig dazu entscheidest. Wenn dir das also zu stressig klingt – und um ganz ehrlich zu sein manchmal ist es das auch – musst du es nicht machen. Es wird dich keiner zwingen. Auch wenn du dich dafür entscheidest, wird es sich aber nur halb so schlimm anfühlen wie es jetzt vielleicht klingt. Warum? Weil du dich nur dafür entscheidest, etwas nachzugehen, das du liebst und das du gerne machst. Du wirst relativ sicher nur auf die Idee kommen, wenn du einen inneren Drang verspürst etwas oder vielleicht auch einfach dich selbst zu verwirklichen. Das ist ein Antrieb diese Reise anzutreten, der stark genug ist dich über mögliche Unannehmlichkeiten hinwegsehen zu lassen. Du wirst erkennen, dass das Investment was du damit machst, ein Investment in dich selbst ist, das dich zu deinem Ziel führen kann.

Grinden wider Willen

Um fair zu sein, muss ich noch sagen, dass es viele Menschen gibt die ebenfalls “Grinden”, aber weil sie müssen. Sie “Grinden” aus einer andern Grundposition heraus und ohne eine andere Wahl oder richtige Alternative zu haben. Ich rede von all den Menschen, die zwei oder vielleicht sogar drei Jobs machen müssen, um über die Runde zu kommen oder ihre Lieben durchzubringen. Für diese Menschen stellen sich die gleichen Herausforderungen wie oben beschrieben (zu wenig Schlaf, zu wenig Erholung, zu wenig Flexibilität und Qualitätszeit mir ihren Lieben, etc.) Diese Menschen haben einen sehr grundlegenden Antrieb, nämlich zu überleben. Und auch wenn man sagen kann, dass jeder Mensch einen gewissen Einfluss auf seine Entscheidungen hat, kann man hier sagen sie “Grinden” weil sie müssen. Sie stehen also nicht vor der Wahl, diesen freiwillig in diesen Zustand zu begeben. Es ist mir wichtig, das hervorzuheben, denn “Grinden” für die Passion ist Luxus.

Ist “Grinden“ also etwas für jeden? Nein. Muss es aber auch nicht. Kann jeder “Grinden”, wenn er sich dazu entscheidet und es als probates Mittel ansieht voranzukommen? Ja, im Regelfall schon. Es mag einen gewissen Prozentsatz von Menschen geben, die auf Grund von gesundheitlichen Faktoren faktisch nicht “Grinden“ können (zu wenig Energie, etc.) oder für die es nicht gerade ratsam wäre zu “Grinden” (weil sich dadurch ihr Zustand verschlechtern könnte). Aber für den Rest gilt: Go for it! Denke positiv, gibt auf dich Acht und übertreib es nicht – kein Ziel ist es Wert dafür krank zu werden (oder es ist vielleicht auch nicht das richtige Ziel). Enjoy the ride!

Peace
Jago

jagomatik

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