Freunde, heute sprechen wir über magische Momente und die Magie des Moments. Um genauer zu sein, schreibe ich heute darüber, wie man kurze Zeitabschnitte effektiv nutzt. Im Endeffekt sind diese Zeitabschnitte natürlich länger als nur ein Moment. Aber ich fand den Titel einfach cool! 😃 Und er beschreibt sehr gut, was ich ausdrücken möchte.
Öl die Apparate
Doch bevor wir uns diesen magischen Momenten zuwenden, habe ich zwei Fragen an Euch. Welches Buch lest ihr denn grade? Und wie habt ihr euch in der letzten Woche sportlich betätigt? Warum ich das frage? Weil ich mal stark davon ausgehe, dass mein Post von letzter Woche “Die Maschine am Laufen halten – Teil 3” hoffentlich Wirkung gezeigt hat! Dort habe ich mich ja für die Wichtigkeit des Lesens ausgesprochen und beschrieben, wie mir lesen hilft, meinen Denkapparat geschmeidig und am Laufen zu halten. Für den Bewegungsapparat hingegen ist es unablässig, dass man sich regelmäßig bewegt – wie der Name schon sagt. Und deswegen war dies auch mein zweiter Appell an euch: Bewegt euch in einer Weise die euch fordert und Spaß macht! Achso, ihr hattet keine Zeit? 😳 Jut, jut… Na, vielleicht hilft euch ja dieser Post bei der zukünftigen Umsetzung euer Vorhaben. 😃
Als ich mich vor ca. einem halben Jahr dazu entschloss aktiv mit dem Bloggen anzufangen und es diesmal auch durchzuziehen, musste ich meine Arbeitsweise umstellen. Besser gesagt, ich musste die Herangehensweise an meine kreative Tätigkeit insgesamt ändern. Dazu gehörte, dass ich den Grind nicht als temporäre Erscheinung, sondern als neues “Normal” anerkennen musste. Dazu gehörte aber auch, dass ich lernte die Zeiträume (im Sinne der Überschrift dieses Posts, die “Momente” 😉), die ich mir schaffte um kreativ zu arbeiten, effektiv zu nutzen.
Ich musste einen Weg finden, eine verfügbare Stunde effektiv zu strukturieren und realistisch zu planen. Das heißt klar zu verstehen was ich einem Moment tatsächlich erreichen kann. Wie weit kann ich kommen, was ist das zu erwartende Ergebnis? Das ist immens wichtig. Früher habe ich mir darüber zu wenig Gedanken gemacht. Und diese losen Vorstellungen und die falsche Planung, führten dann zu gefühlten Misserfolgen. Dies hatte Frustration zur Folge, was sich wiederum negativ auf die weitere Motivation ausgewirkt hat. Eine Kettenreaktion. 🙄 Um Fortschritte zu machen, musste ich diese durchbrechen.
Meine Recording History
Den Großteil der Zeit, in der ich musikalisch aktiv bin, hatte ich immer das Glück und den Luxus mit jemand zusammen aufnehmen zu können. Früher war die Person der “DJ” (oder zumindest nannten wir sie so), ganz einfach weil sie ja nicht rappte, tanzte oder sprühte – Hip-Hopper wissen was ich meine 😉 Später nannten wir sie dann Produzenten, weil es meisten die gleichen Typen waren, die auch die Beats (das sind die Instrumentale auf denen der/die Rapper_in dann seine/ihre Texte platziert – nur so für alle Nicht-Rapper_innen 😉 ) produziert hatten. Heute sind es meistens immer noch die Produzenten, allerdings nenne ich sie jetzt “Homies” (Der Erklär-Bär sagt: Ein Slang-Ausdruck aus der US-amerikanischen Gangkultur, für “Freund” oder “Kumpel”.). In erster Linie, weil meine Recordings in den letzten Jahren meistens Projekte mit Freunden waren. Noch genauer gesagt, hatte ich das große Glück in den letzten 10-12 Jahren fast ausschließlich mit meinem guten Homie Frantic aus Berlin zu recorden.
Wenn ein anderer die Knöpfe drückt
Der Vorteil, wenn jemand anderes am Rechner sitzt und die Knöpfe drückt, ist dass man sich ganz auf das Einrappen konzentrieren kann. Außerdem kann man sich ein direktes Feedback holen, ob der Take (die eingerappte Passage) gut ankam oder eventuell doch noch etwas anders gestaltet werden sollte. Je fachkundiger und geduldiger diese Person ist und je besser sie eine_n Künstler_in und ihre Musik versteht, desto besser ist natürlich auch das Ergebnis. Ich glaube, dass diese Art von kreativer Arbeit ein anderes Level erreicht, wenn ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen Produzent_in und Rapper_in besteht.
Noch ein weiterer Punkt auf der mehr praktischen Ebene. Es ist natürlich sehr viel einfacher, wenn man nicht gleichzeitig einrappen oder –singen und dabei die Maschinen bedienen muss. Mann muss sich anders konzentrieren und den Arbeitsablauf anders strukturieren. Da ich es klar bevorzuge mit jemand anderem zusammen zu recorden, war ich sozusagen in den letzten Jahren sehr verwöhnt.
Selbst die Knöpfe drücken
Aber, es gibt ja nie nur einen Weg, eine Sache richtig zu machen. Und durch meinen sehr zeitintensiven Tagesjob mussten wir eine neue Arbeitsweise einführen, damit nicht immer unsere Wochenenden fürs Aufnehmen draufgehen. Das machen wir manchmal natürlich immer noch, einfach weil es Spaß macht, mit Frantic und Doc Sun im Studio zu hängen, und die Aufnahmen zusammen zu machen. Aber, um den möglichen Output zu steigern, sind wir dazu übergegangen, dass ich einen Großteil meiner Songs heute in meinen eigenen vier Wänden recorde. UND unsere Partnerinnen, Familien und (nicht Rap-) Freunde, danken es uns auch. 😉
Bisher habe ich eher selten Zuhause aufgenommen. Obwohl ich etwas Equipment eigentlich immer am Start hatte. Wenn ich es allerdings mal versucht hatte, war es aus den oben schon genannten Gründen meistens weniger erfolgreich – falsche zeitliche Einschätzung, falsche Planung, etc. Ich wusste, diesmal wird es anders laufen. Also überlegte ich mir was diese Sessions erfolgreicher machen würde. Ich identifizierte zwei wichtige Dinge. Erstens die technischen Bedingungen und zweitens meine eigene Erwartungshaltung in diesen Momenten. Also, meine unrealistische Herangehensweise und Zeitplanung, die den Erfolg eher behinderte als begünstigte.
Zu den technischen Bedingungen will ich hier nicht lange schreiben. Nur soviel, die Anzahl der verfügbaren Produkte die Homerecording heute einfacher machen und eine weit bessere Qualität ermöglich, ist beträchtlich gestiegen. Und mit Equipment für weniger als 500 EUR* (den Rechner mal ausgeklammert), kann man heute leichter, sehr vernünftige Ergebnisse erzielen. Das ist immer noch eine Menge Geld, aber doch noch irgendwie zu realisieren.
Wie funktioniert die Zeit?
Für mich war es ein Prozess zu verstehen, dass eine freie Stunde zum Aufnehmen, nicht eine ganze Stunden zum Einrappen bedeutet. Das war das Erste. Wenn ihr alles was ihr zum Aufnehmen benötigt fest installiert habt (Homestudio oder wat?!? 🤩), also nichts extra aufbauen müsst und wirklich nur den Rechner anschmeißt um loszulegen, mag das vielleicht anders aussehen. Diesen Luxus habe ich aber leider nicht. Das heißt, ich muss zumindest das Mic aufstellen, den Laptop verkabeln, usw. Dann mache ich die Software aufnahmebereit. Ich bereite also entweder das Set-up für einen Song vor oder, wenn ich an einem bereits bestehenden Projekt arbeite, überlege ich wo ich das letzte Mal aufgehört habe und wie ich jetzt weitermachen will. Alles in allem, bleiben dann noch ca. 45 Minuten übrig. Ich weiß, klingt komisch, dass für die Vorbereitung 15 Minuten draufgehen sollen, ist bei mir aber so.
Eine Dreiviertel Stunden
Wie geht es dann weiter? Früher hätte ich gedacht: “Wenn ich schnell bin und alles gut klappt, schaffe ich mindestens eine Strophe und die Hook.” Heute weiß ich, es geht nie schnell und es ist auch selten, dass wirklich alles klappt. Wenn ich die Hook (eine Hook ist übrigens nichts anderes als der Refrain) vorher komplett fertig habe und schon eine Idee habe, wie sie in dem Song klingen soll, kann ich in 45 Minuten die nötigen Spuren dafür aufnehmen. Kann. Kann aber auch sein, dass ich nur die Hälfte oder nur einen Teil der Hook zusammenbekomme. Es ist halt ein kreativer Prozess und keine chemische Reaktion. Nochmal, heute weiß ich das. Früher hätte ich mich tierisch darüber geärgert, hätte nicht verstanden woran es hapert und wäre frustriert gewesen. Das gleiche gilt natürlich für die Strophe. Beides zusammen in 45min? Äh äh. Es mag Kolleg_innen geben die das hinbekommen, also ich nicht. Zumindest nicht, wenn ich alleine aufnehme.
Erkenntnis kommt vor der Wendung
Heute begreife ich, dass es nur wichtig ist überhaupt aufzunehmen und dranzubleiben. Auch ein aufgenommenes Songfragment, wenn es gut aufgenommen ist, ist ein Erfolg. Diese Gewissheit ist Gold wert. Sie nimmt den Druck aus dem Moment und ermöglicht es mir, auch in schmalen Zeitfenstern erfolgreich produktiv zu sein. Diese Arbeitseinstellung kann man jetzt noch mit Regelmäßigkeit ergänzen. Wenn man alle paar Wochen mal 45 Minuten netto zum Aufnehmen hat, ist das besser als gar nichts. Allerdings fängt man dann jedes Mal von Neuem an. Wenn man es allerdings schafft jede Woche mindestens einmal ans Mic zurückzukehren (besser natürlich zwei mal oder öfter), entwickelt sich daraus eine Routine.
Diese Routine hilft einem sehr schnell da wieder anzuknüpfen wo man beim letzten Mal aufgehört hat. Die Vorgänge, bei mir z.B. das Aufstellen des Mics, laufen irgendwann automatisch ab, so wie beim Autofahren. Und wenn das Notwendige erledigt ist, kann man direkt in den kreativen Teil einsteigen und produktiv sein. Herrlich. Ich liebe es Mucke zu machen! Und heute habe ich sogar Spaß daran auch wenn ich ganz alleine recorde. Es gibt in gewisser Hinsicht sogar Vorteile. Ich probiere jetzt zum Beispiel viel öfter mal rum, einfach um zu hören wie es klingt. Denn so kann ich ganz ungeniert rumjammen und ich verschwende nicht die Zeit von anderen dabei.
Solltet ihr selbst rappen oder singen, würde ich gerne von euch erfahren wie ihr das so handhabt? Nehmt ihr mit jemandem zusammen auf oder macht ihr mehr so Homerecording mit euch ganz allein? Wenn ihr keine Musik macht, habt ihr bestimmt ein anderes Hobby. Wie findet ihr Zeit für euer Hobby? Und wie nutzt ihr die euch dafür zur Verfügung stehende Zeit? Wie immer, schreibt hier gerne in die Kommentare oder mich direkt an: Message an Jago.
Ihr Lieben, habt eine gut Woche mit viel Zeit für eure Hobbys!
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